Im Land meiner Kinder
ein Dokumentarfilm von Darío Aguirre
Eigentlich war Dario wegen Stephanie aus Ecuador nach Deutschland gekommen, aber die Behörden gehörten vom ersten Tag zu ihrer Beziehung dazu. In den folgenden 15 Jahren sollten sie ihm insgesamt 10 Visa ausstellen - eine lange Spur aus Papieren, Stempeln, Genehmigungen und Einschränkungen verband Dario mit Deutschland und hielt ihn doch auch immer auf Abstand. Und dann das: Der Erste Bürgermeister von Hamburg lädt Dario ein, Deutscher zu werden. Eine Liebeserklärung? Darío beantwortet sie mit einem zärtlich-ironischen Roadmovie, das seinen verschlungenen Weg vom Land seiner Eltern in das Land seiner Kinder nachzeichnet.
Über Jahre mussten Daríos Visaanträge von seiner Frau Stephanie mit unterschrieben werden. Als er nun für die Einbürgerung auch noch das Heiratsdatum ihrer Eltern angeben muss, wird es ihr zu viel und sie schickt Darío nach Zittau, er soll ihre Eltern selbst fragen. Damit beginnt seine Reise in das Niemandsland zwischen Ecuador und Deutschland. Als Darío an der Wohnungstür der Schwiegereltern seine Schuhe auszieht, wird das Vergessene wieder lebendig. Damals, als er von Ecuador nach Deutschland kam, hatten sie ihn aufgenommen, und es lief einfach alles schief. Heute spricht er ihre Sprache und Missverständnisse von damals werden endlich geklärt.
Daríos Videoperformances und seine abstrakten Bilder aus jener Zeit wirken in der Stille der Provinz selbst für ihn heute laut und explosiv. Sie zeigen einen schmalen jungen Mann und dessen Suche nach Ausdruck. Sie sind berührende Dokumente einer energischen Verwandlung, einer angstvollen Suche nach einem Platz in der Welt. Die Ungeduld von damals zeigt deutlich: Ankommen braucht seine Zeit.
Ganz fein legt der Film die Spur zurück zum Anfang entlang der Frage: „Wer war ich? Wer bin ich? Und wieviel davon ist Staatsbürger?“ Dabei sucht Darío das Gespräch mit Menschen aus seinem Leben: Seinem Vater in Ecuador, seiner Studienkollegin Mariuxi, die ebenfalls von Ecuador nach Deutschland kam – anderes mitbrachte und anderes zurückgelassen hat als er.
„Integration ist Anpassung“, sagt Mariuxi. Aber stimmt das? Im Verlauf des Films wird immer deutlicher, dass Darío mit all dem, was er mitbringt, auf das reagiert, was er in Deutschland erlebt. Manches reibt sich, wirkt ungelenk und befremdlich. Anderes geht eine überraschende Verbindung mit der neuen Umgebung ein. Darío beginnt Wurzeln zu schlagen und wird Vater.
Der Film IM LAND MEINER KINDER erzählt die Fabel von der Integration überraschend anders. Für Darío ist sie ein Weg, den jeder Mensch, egal wo er geboren ist und wohin er sich entscheidet zu gehen, bestehen muss, um Talente zu entwickeln, Glück zu finden und mit den Menschen zu leben, die ihm nahe sind.
CREDITS
Buch und Regie | Dario Aguirre |
Kamera | Helena Wittmann Dario Aguirre |
Montage (Kinofassung) | Ulrike Tortora |
Montage (TV-Fassung) | Bettina Blickwede |
Dramaturgie | Herbert Schwarze |
Künstl. Beratung | Christiane Büchner |
Musik | Sven Kacirek |
Ton | Michael Gentner Miguel Murrieta Karsten Krause |
Sounddesign | Guido Keller |
Grading | Ueli Nüesch |
Animation | Victor Orozco |
Redaktion NDR/ARTE | Monika Schäfer Ulrike Dotzer |
Produzenten | Tobias Büchner Franziska Reck |
Förderung | FFHSH Film- und Medienstiftung NRW BKM Zürcher Filmstiftung Succès Cinéma Bundesamt für Kultur (EDI) Schweiz |
Weltvertrieb | Rise and Shine |